Fallschirmspringen für Menschen mit Behinderung

Ein voller Erfolg: Die inklusive Veranstaltung in der Hurricane Factory Berlin (Bild mit freundlicher Genehmigung von Para-TAKEOFF).
Ein voller Erfolg: Die inklusive Veranstaltung in der Hurricane Factory Berlin (Bild mit freundlicher Genehmigung von Para-TAKEOFF).

Para-TAKEOFF - Inklusion beim Fallschirmspringen

Vielen von euch sind bestimmt noch die zahlreichen zufrieden lachenden Gesichter während des Para-TAKEOFF 2.5 Indoor aus der Hurricane-Factory in Berlin vom letzten Herbst in guter Erinnerung. Nicht wenige von euch waren eventuell selbst bei dem Event dabei und sind nach einem tollen Tag voller neuer Eindrücke zufrieden und glücklich wieder in ihr jeweiligesZuhause zurückgekehrt. Und auch wenn ich leider selbst im November nicht in Berlin dabei war, so will ich euch doch heute Para-TAKEOFF, die Leute hinter der Organisation und einige der von Para-TAKEOFF initiierten Veranstaltungen vorstellen.

 

Wer oder was ist Para-TAKEOFF

Para-TAKEOFF - das sind Events von Fallschirmspringer*innen für Fallschirmspringer*innen, mit und ohne Behinderungen, mit und ohne Vorerfahrung, ins Leben gerufen von Menschen mit einer immensen Leidenschaft für diesen Sport, und angesiedelt im brandenburgischen Fehrbellin.

 

Einem größeren Publikum auch außerhalb der Gemeinde von aktiven Fallschirmspringer*innen ist Para-TAKEOFF spätestens seit November 2023 ein Begriff. Damals luden die Organisator*innen Interessierte aus der gesamten Republik ein nach Berlin. Mit dem Para-TAKEOFF 2.5 Indoor hatten die Teilnehmenden wortwörtlich die Möglichkeit, in die Luft zu gehen. Und zwar im Windkanal der Hurricane Factory Berlin und unter fachkundiger Anleitung. Eine Gelegenheit, die sich gut 50 Teilnehmer*innen nicht entgehen lassen wollten. 

 

 

Bei dem inklusive Event trafen sich Interessierte mit und ohne Handicap, um sich kennenzulernen, sich auszutauschen und natürlich, um das Gefühl des Abhebens im Windkanal zu erleben. Unter der Anleitung von erfahrenen Coaches konnten auch Erstfliegende sicher abheben und denFlug in der Luftströmung genießen. und das kam gut an.

 

Stella Pocher von der Gehschule Hamburg, vielen von euch ja von Instagram gut bekannt, war mit einigen ihrer Patient*innen dabei und beschrieb den Tag wie folgt. "Kennt ihr das? Wenn ihr so begeistert von etwas seid, dass ihr gar nicht wisst, wie ihr eure Erfahrung in Worten beschreiben sollt? So geht es mir jetzt gerade, nachdem ich Teil des Events von Para-TAKEOFF in der Hurricanefactory sein durfte. 

Für die über 50 TeilnehmerInnen mit und ohne Behinderung war es ein unvergessliches Event. Ich weiß nicht, wann ich zuletzt so viel Begeisterung auf einmal gesehen habe. Egal ob im Rollstuhl, mit Orthese, Prothese, mit den unterschiedlichen Formen der Behinderung und in jedem Alter (ich glaube, die jüngste Teilnehmerin war um die 5 Jahre alt). Ich habe mich besonders gefreut, dass ich dieses Erlebnis mit einigen PatientInnen teilen konnte, die ich bereits seit längerem begleite. Einer davon hat trotz seiner starken Höhenangst teilgenommen und war begeistert . Angeleitet wurden wir von den Instruktoren, die immer ein waches Auge auf uns hatten und ein perfektes Gespür dafür besaßen, wie viel Sicherheit jede einzelne Person benötigte. Vielen Dank dafür!" Der ganze Post von Stella findet sich hier.

 

 

Zudem gab es die Chance, erfahrenere Sportflieger*innen bei ihrem Training zu beobachten. Denn ab diesem Jahr treten Sportler*innen mit Behinderung auch bei den Deutsche Meisterschaften an: Und zwar Indoor in der Kategorie des Handifly Race und auch Outdoor im 2er Formationsspringen .

 

Und das nächste Event dieser Art ist bereits in Planung. Zwischen dem 30. Mai und dem 2. Juni 2024 findet in Fehrbellin Para-TAKEOFF 3.0 statt. Dort weird es wieder eine tolle Mischung aus inklusive Aktivitäten rund um den Fallschirmspringsport, viele Gelegenheiten zum  Austausch, die Möglichkeit für Tandemsprünge und ein tolles Rahmenprogramm geben. Mehr Informationen zu der Veranstaltung findet ihr auf der Para-TAKEOFF Homepage.

 

 

Die Leute hinter Para-TAKEOFF

Die inklusive Veranstaltungen werden von einem Organisationsteam und etlichen Unterstützer*innen ins Leben gerufen. Drei der Macher*innen hinter den Events möchte ich euch heute hier gerne stellvertretend für das ganze Team vorstellen.

 

Stefan Tripke

Stefan, Jahrgang 1973und aus dem brandenburgischen Fehrbellin sprang das erste Mal im Jahr 1989 als damals 16-Jähriger. Gleich mit dem ersten Sprung war seine Leidenschaft für diesen Sport entfacht. Und so entschloss er sich nach dem Abitur für eine Laufbahn als Fallschirmjäger bei der Bundeswehr machte.

 

"Im Jahr 2001 erlitt ich unverschuldet einen schweren Motorradunfall. Seither ist mein rechter Arm gelähmt. Ich bin dadurch berufsunfähig und lebe mit weiteren gesundheitlichen Beeinträchtigungen. Nach jahrelangem, hartnäckigem Rehatraining habe ich mich in das Leben zurückgekämpft und mir auch wieder sportliche Betätigungen erschlossen. Ich wurde 2014 Seniorenlandesmeister im Quadmotocross und beschloss zu diesem Zeitpunkt, wieder mit dem Fallschirmspringen zu beginnen. Die Voraussetzungen waren in meiner Heimatstadt Fehrbellin gegeben. Mit unserem deutschlandweit renommierten Sprunglehrer Jürgen „Mahle“ Mühling tüftelte ich ab 2015 an einem Gurtzeug und einem Sprungkonzept, um den Fallschirm auch mit meiner Behinderung bedienen und sicher springen zu können. Heute blicke ich auf unglaubliche 1.000 Sprünge mit Handicap zurück und bin damit weltweit Vorreiter."

 

 

Jörg Schmidtke

Jörg ist Jahrgang 1983 und kommt aus Hamburg. Er absolvierte seinen ersten Sprung im Jahre 2001

 

"Durch einem Fallschirmsprungunfall im Jahr 2017 verlor ich meinen linken Unterschenkel. Zwei Jahre später begann ich wieder, mit meinem Handicap zu springen. Was mich an meinem Sport begeistert? Die Freiheit, das Reisen, neue Orte zu besuchen und vor allem die tollen Menschen, mit denen ich diese Leidenschaft teile. Ich bin als Kind schon mit Flugzeugen und Fallschirmspringen aufgewachsen."

 

 

Niki Jaklitsch

Niki ist Jahrgang 1981und stammt aus Berlin. Er kam 2016 zum Fallschirmspringen

 

"Ich habe spastische Tetraplegie, bis auf den rechten Arm unterliegen alle meine Gliedmaßen infolge einer Frühgeburt spastischen Lähmungen, die ich aber gut kontrollieren kann. Am Boden kann ich mich nur mit Rollator fortbewegen. 2016 entstand im Freundeskreis die Idee, einen Tandemsprung zu wagen. Mit SkyDive-Hildesheim war auch schnell ein Sprungplatz gefunden, der sich bereit erklärte, den Sprung durchzuführen. Bei einem ist es nicht geblieben, denn ich fand schnell Gefallen am Freifall und dem Gefühl der (Bewegungs-) Freiheit, bei dem mein Handicap keine Rolle spielt. Inzwischen sind es über 20 Tandems geworden und 2017 kam ich mit der rainbow design GmbH in Fehrbellin ins Gespräch. Uwe und sein Team haben eine Kombi mit Seilzugsystem für mich gebaut, das meine Beine beugt, da ich sie aktiv nur strecken kann. Mit dieser Kombi trainiere ich seitdem im Tunnel. Ich bin gespannt, wohin mich meine Reise noch führt – am Schönsten wäre es natürlich, so stabil fliegen zu lernen, dass auch selbst springen ein Thema wird."

 

"Was mich an meinem Sport begeistert: Der Fokus, den man im Freifall hat und der dafür sorgt, dass alles, was einen am Boden beschäftigt hat, in den Hintergrund rückt. Dazu natürlich die Community und der Blick auf die untergehende Sonne in der Sunset Load ;-)

Ich denke, dass wir Para-Springer:innen in gewisser Weise eine Art Vorbildfunktion übernehmen können, weil wir zeigen, dass im Leben eines jeden Menschen eben doch schier Unglaubliches möglich ist!"

 

 

Weitere Infos zu Para-TAKEOFF

Wer mehr über Para-TAKEOFF erfahren will, der findet hier eine Links:

Para-TAKEOFF auf Instagram

Para-TAKEOFF Homepage

Para-TAKEOFF auf Facebook

Para-TAKEOFF auf Youtube

 

Beitrag von Bjoern Eser, dem Gründer von und Macher hinter The Active Amputee.


 

 

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