Überlegungen zum September 2023

Draußen in der Natur und körperlich aktiv, da geht es mir am besten. Da fühle ich mich wohl und lebendig!
Draußen in der Natur und körperlich aktiv, da geht es mir am besten. Da fühle ich mich wohl und lebendig!

Zeit Zum Innehalten Und Nachdenken

So, da bin ich also wieder. Und so ganz ohne Gast, ohne Interviewpartner*in, Fokusthema oder Hinweis auf diese oder jene Veranstaltung, diese oder jede Organisation oder dieses oder jenes Produkt. Stattdessen will ich heute die Zeit nutzen, um eine wenig über den gerade zu Ende gehenden Monat zu reflektieren. Denn im September ist viel passiert. Und einigen dieser speziellen Ereignisse werde ich mich heute etwas ausführlicher widmen. Als da wären…

 

Amputierten Wandertag In Der Eifel

Anfang des Monats fand der erste Amputierten-Wandertag in der Vulkaneifel statt. Ein in meinen Augen großartiger Tag, den Fritz Kretzschmar liebenswerter Weise organisiert hatte. Am 9. September trafen wir uns in Manderscheid mit vier Amputierten - drei mal Oberschenkel und einmal Unterschenkel - und begaben uns bei schönstem Sommerwetter rein in die Natur. Schon gleich zu Beginn hatten wir einen großartigen Blick auf die Manderscheider Burgen. Alleine deswegen ist die Gegend schon einen Besuch wert. Dieser Blick begleitete uns auch noch die ersten Meter in den Wald, aber schon bald hatte uns die Eifel verschluckt. Über enge und teils etwas ausgesetzte Pfade ging es entlang des kleinen Flusses Lieser weiter. Mal leicht bergauf, mal leicht bergab hatte unsere Gruppe schnell ihren Rhythmus gefunden. Kleine Hütten, tolle Aussichten und endlose Fotogelegenheiten luden immer wieder zum Verweilen, zum Ausruhen, zum Reden über Gott und die Welt ein.

 

Und so erreichten wir auch bald unseren ersten Rastplatz bei Kilometer fünf. Dort - und hier sei noch einmal die neue Maßstäbe setzende Planung von Fritz erwähnt - warteten bereits kühle Getränke, ein Snack als auch die Möglichkeit, hier die Wanderung abzubrechen und mit dem Auto weiter zu fahren. Davon, also von dem Auto, machte aber niemand Gebrauch. Von den Getränken und den belegten Brötchen schon. Frisch erholt ging es dann weiter. Noch einmal fünf Kilometer. Noch einmal spannende schmale Pfade durch die immer wieder lohnende Vulkaneifel. Dazu noch ein Stopp an einem Fluss, kurz die Füße ins Wasser hängen, und den Tag genießen.

 

Nach der eigentlichen Wanderung trafen wir uns noch in einem Restaurant, um den Tag gemütlich ausklingen zu lassen. Ein alles in allem toller Tag. Gemeinsam mit anderen, die in ihrer Mobilität auf die ein oder andere Weise eingeschränkt sind, in der Natur aktiv zu sein, eine neue Ecke unserer Gegend kennen zu lernen, sich auszutauschen und einfach eine belohnende Zeit zu haben. Was will mensch mehr. Und ich bin mir sicher, wir werden auch in Zukunft immer mal wieder etwas ähnliches anbieten.

 

Soweit also dazu. Und wer mehr zu dem Tag erfahren will, der kann sich auch hier noch den entsprechenden Blogpost anschauen. 

 

 

Invictus Games 2023

Nun fand im September aber nicht nur der eben erwähnte Amputierten Wandertag statt. Nein, nein, nein. Es lud auch noch ein anderes Großereignis zu einem besuch ein. Und zwar die Invictus Games 2023 in Düsseldorf. Bei den Invictus Games handelt es sich um ein internationales mehrtägiges Sportereignis für Soldatinnen und Soldaten, die infolge von Verletzungen im Einsatz und im Dienst oder aufgrund körperlicher oder psychischer Erkrankungen bleibende Beeinträchtigungen erlitten haben. Ziel der Spiele ist es, die Rehabilitation der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu unterstützen und die Öffentlichkeit für die Belange der verwundeten, verletzten und kranken Soldatinnen und Soldaten sowie deren Schicksalsschläge zu sensibilisieren.

 

Sprich: Wir - zumindest hier im Rheinland - hatten also ein internationales Para-Großevent direkt vor der Haustür. Dass der Eintritt zu den Wettkämpfen frei war, machte das Ganze noch attraktiver. Und auch die Tickets für die Eröffnungs- und die Abschlussfeier waren erschwinglich.

 

Ich selbst konnte leider nur an einem Vormittag dort sein, war aber von der Atmosphäre gleich begeistert. Die Stimmung in der Halle war war klasse. Sowohl bei den Rollstuhl-Basketball Spielen als auch beim stationären Rudern (also auf Rudergeräten, wie ihr sie eventuell aus dem Fitness-Studio kennt) ging die Post ab.

 

Echt super. Und noch einmal ein starkes Zeichen in und für die Öffentlichkeit, welch immenses Potential Sport hat, Menschen durch ganz schwierige und herausfordernde Phasen in ihrem Leben zu bringen. Und hier meine ich den Sport als positive Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper, als Rückzugsraum, um den Kopf wieder frei zu bekommen und in ein anderes Mindset zu kommen, aber auch den Sport als Plattform zum Treffen von Gleichgesinnten.

 

Hoffentlich helfen solche Veranstaltungen, dass der Para-Sport - und hier meine ich vor allem den Para-Breitensport - nicht nur mehr Aufmerksamkeit und warme Worte bekommt, sondern auch mehr ganz konkrete und auch finanzielle Unterstützung erhält. Zudem verstärkt ein solches Event hoffentlich auch noch mal den Ruf nach einem leichteren Zugang zu den entsprechenden Sportgeräten für Leute mit Behinderungen. Für die meisten von uns ist schon ein einfache Laufprothese jenseits von dem, was wir uns leisten können. Bei speziellen Rollstühlen, Rädern und ähnlichem sieht es nicht besser aus.

 

Soweit also auch dazu. Und wer mehr zu den Invictus Games erfahren will, der kann sich diesen Blogpost hier anschauen.

 

 

Mein Geburtstag

Nun zu meinem ganz persönlichen September. Denn dieser Monat ist für mich nicht wie jeder andere. Zum einem habe ich in diesem Monat Geburtstag. Mittlerweile auch schon zum 52. Male.

 

Und für mich ist der Geburtstag - oder genauer gesagt auch schon die Wochen vor und nach meinem Geburtstag - immer die Zeit, in der ich mit neuen Ideen für mögliche Abenteuer groß und klein rumspiele. Und so überlege ich, ob ich im nächsten Jahr nicht mal wieder eine längere Wanderung ins Auge fassen sollte. Und bei länger meine ich sehr viel länger als alles, was ich bis jetzt jemals gemacht habe.

 

Die - ich geb es zu noch recht grobe - Idee sieht wie folgt aus: Ich starte an der deutsch-polnischen Grenze auf Usedom und wandere erst einmal nach Westen. Mal direkt an der Küste lang, mal etwas im Inland. Erstes Ziel dann Wismar. Von da ab geht es dann nach Süden. Also auch wieder recht grob nach Süden. Und zwar bis ans Dreiländereck Bayern, Sachsen und Tschechische Republik. Summa summarum sollten das so um die 850 Kilometer sein. Zum Einlaufen eher flach im Norden, dann aber durch den Harz, den Thüringer Wald und andere Mittelgebirge aber immer anspruchsvoller.

 

Soweit erst einmal die grobe Idee. Ich muss in den kommenden Wochen mal schauen, wie realistisch es ist, dass ich mir 2024 5-6 Wochen frei nehmen kann, um diese Tour umzusetzen. Und ob ich fit genug bin, dass das machbar ist. Ich werde euch auf dem Laufenden halten.

 

So, damit ist auch dieser Punkt abgehakt.

 

 

Die Amputation Jährt Sich Zum Achtzehnten Male

Bleibt noch ein weiteres Thema aus dem September. Und zwar noch ein Geburtstag. Well, a Geburtstag kind of. Und zwar hat sich am 20. September meine Amputations zum 18. Mal gejährt. Damit ist Stumpy jetzt quasi volljährig und darf endlich - zumindest theoretisch - wählen , Hochprozentiges allein kaufen und ohne mich international reisen und coole Abenteuer erleben. Aber wie das so oft mit der Theorie ist, hält auch diese dem Kontakt mit der Realität nur Sekundenbruchteile lang stand. und so werden Stumpy und ich wohl auch in Zukunft meist im Doppelpack anzutreffen sein. So’n bisschen wie Fisch & Chips, Batman und Robin und so. Aber für mich passt das.

 

Aber mal Scherz beiseite. Die Jahre seit der Amputation waren eine wilde Reise. Nicht immer einfach, nicht immer stressfrei, das ein oder andere Mal auch einfach nur schmerzhaft und frustrierend. Aber alles in allem hätte ich mir damals nicht vorstellen können, ein Leben mit so wenig Einschränkungen leben zu können. Dass ich nach der Amputation bereits nach drei Monaten wieder komplett alltagsfit war, vollzeit arbeitete und schon zwei weitere Monate später erstmals wieder im Südsudan und Uganda unterwegs war, das war schon klasse.

 

Dass ich in den letzten Jahren einiges an Sport und Outdooraktivitäten ausprobieren konnte und auch heute noch viel und gerne körperlich an meine Grenzen gehe, das ist einfach geil. Dass dabei noch ein Vize-Meister-Titel im Paraclimbing bei rauskam, war eher eine nette Überraschung als wirklich angestrebt. Und dass ich durch meine Arbeit hier rund um den Blog und Podcast eine ganze Reihe von sehr sehr sehr tollen Leuten habe kennenlernen dürfen, das ist und bleibt ein echtes Highlight, welches ich nicht missen möchte.

 

"Danke Stumpy! Wenn ich hätte wählen können, dann wären wir uns nie über den Weg gelaufen. Aber jetzt, da wir nun einmal zusammengehören, da sind wir doch ein klasse Team". Oder wie Sid, das Faultier aus Ice Age zu sagen pflegt: “Wir sind schon ne krasse Herde!” Und ich freu mich schon auf das nächste gemeinsame Abenteuer.

 

Apropos Abenteuer. “Stumpy, ich hätte da so eine Idee. Was hältst du denn von einer 850 Kilometer Wanderung im nächsten Frühjahr? Wär das nicht was!?!“

 

 

Und gibt es dieses Artikel noch als Podcast

Beitrag von Bjoern Eser, dem Gründer von und Macher hinter The Active Amputee.


 

 

Further Reading

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